Sicher liebst du es im Urlaub zu fotografieren, um dich später immer wieder an die schönen Momente erinnern zu können.
Teilst du diese Aufnahmen auch gerne in den sozialen Medien, wie Facebook und Instagram? Wenn fremde Personen auf den Bildern sind, könntest du damit nicht wissend deren Rechte am eigenen Bild verletzen.
Wir erklären dir, was du in verschiedenen Ländern beim Fotografieren beachten solltest. Mit unseren praktischen Tipps findest du heraus, wie du fremde Personen im Urlaub respektvoll und legal fotografieren kannst.
Das Recht am eigenen Bild
Fotografieren und die Fotos veröffentlichen sind rechtlich zwei ganz unterschiedliche Sachverhalte.
In vielen Ländern, so auch Deutschland, darfst du rein rechtlich gesehen fremde Menschen fotografieren, so lange du die Bilder nicht veröffentlichst. Als Veröffentlichung zählt selbstverständlich auch das Posten auf deinem Instagram oder Facebook Profil.
Du machst dich mit Aufnahmen, die du ohne Einwilligung machst, aber nicht veröffentlichst, in Deutschland nicht strafbar. Das Anstandsgefühl fordert trotzdem, dass man fremde Personen nicht einfach fotografiert. In anderen Ländern und Kulturen zählt dies besonders.
Denke beim Fotografieren daran, anderen den gleichen Respekt zu erweisen, wie du es dir für dich wünschst. Frag dich einmal selbst, ob du gerne von Touristen bei deiner Arbeit oder im Park abgelichtet werden möchtest.
Oder sollte ein Portraitbild deiner Oma beim Einkaufen in dem Fotobuch eines Fremden zu finden sein? Selbst wenn es dir persönlich vielleicht nichts ausmacht, kann es bei anderen Personen anders sein.
Medienrecht in anderen Ländern
Wenn du vor hast im Urlaub auch fremde Personen zu fotografieren, solltest du im Rahmen deiner Urlaubsvorbereitung checken, ob es dort besondere Vorschriften gibt.
In vielen Ländern (z.B. China, Israel, Ägypten) ist es nicht erlaubt militärische Einrichtungen und Soldaten zu fotografieren. Auch Polizisten und andere Staatsbeamte solltest du nicht fotografieren, wenn du nicht riskieren möchtest, dass deine Kamera wegen des Verdachts auf Spionage konfisziert wird.
Aufnahmen von fremden Menschen am Strand oder am Pool sind ebenfalls in einigen Ländern bereits verboten.
Besonders ist das in muslimisch geprägten Staaten der Fall, aber auch in Südkorea kann das Fotografieren von Frauen sogar als sexuelle Belästigung angezeigt werden. Insbesondere Frauen in Badekleidung werden einfach zu häufig ohne ihr Wissen fotografiert.
Südafrika, USA, Australien und Mexiko haben ein sehr lockeres Medienrecht und du kannst dort theoretisch freier fotografieren als in Deutschland.
Andere Länder haben strengere Vorschriften und wenn du dort Personen ohne deren Erlaubnis ablichtest, kannst du dich unverhofft strafbar machen. Zu den Ländern mit strengen Regeln zählen unter anderem China, Südkorea, Saudi Arabien, Vereinigte Arabische Emirate (Dubai) und Algerien.
Verschiedene Arten von Fotos
Es gibt große Unterschiede über die Art von Aufnahmen von Personen im Urlaub. Nicht alle benötigen eine spezielle Erlaubnis.
- Zufallsaufnahmen von Passanten
Bei dieser Art von Bild sind die einzelnen Personen nicht genau zu erkennen. Sie sind eher zufällig auf dem Bild, das hauptsächlich etwas anderes zeigt. Zum Beispiel Touristen vor einer Kirche, wenn du die Kirche fotografierst. Solche Bilder kannst du jederzeit machen. Es wäre ja auch sehr umständlich, alle anderen Besucher erst um Erlaubnis zu fragen. Wenn du solche Bilder veröffentlichen möchtest, achte aber darauf, dass keine Person deutlich zu erkennen ist.
- Fotos von Menschen als Gruppe
Bei solchen Bildern sind mehr als sechs Personen gleichwertig abgebildet. Der Fokus liegt nicht auf einer Person, aber man erkennt die Gesichter schon. Hier solltest du je nach Situation abwägen, ob du eine Erlaubnis einholst oder nicht. Veröffentlichungen sind nur mit Erlaubnis gestattet.
- Bilder von Personen im Hintergrund
Hierbei handelt es sich um Bilder, bei denen nicht der Mensch das Motiv ist, sondern er gliedert sich in ein großes Gesamtbild ein. Zum Beispiel der Verkäufer in seinem Gewürzladen, oder die Teepflückerin im Feld. Diese Bilder sind schöne Urlaubserinnerungen, weil sie etwas landestypisches zusammen mit Bewohner*innen zeigen. Für diese Fotos solltest du auf jeden Fall eine Zustimmung einholen.
- Bilder von Einzelpersonen im Vordergrund (Portrait)
Auf dieser Art von Bildern ist fast nichts anderes als die Person zu sehen. Man erkennt sie deutlich und sie steht im Mittelpunkt der Nahaufnahme. Hier stellt sich die Frage, ob du diese Art Bilder von fremden Menschen wirklich für dein Urlaubsalbum benötigst.
Handelt es sich um eine Urlaubsbekanntschaft, jemand, dessen Namen du kennst und mit dem du unabhängig von dem Bild gesprochen hast? Dann vielleicht, aber eine vollkommen fremde Person eher nicht.
Das sind eher Bilder, die von professionellen Fotograf*innen für Ausstellungen oder Berichte in Hochglanzmagazinen angefertigt werden.
Tipps für Urlaubsfotos mit fremden Menschen
Fotografiere nach Möglichkeit keine Menschen, ohne sie vorher um Erlaubnis zu bitten. In Ausnahmefällen geht das auch im Nachhinein.
Manchmal zerstört ein vorheriges Ansprechen vielleicht eine Situation. Wenn du eine Szene im öffentlichen Bereich unverfälscht einfangen möchtest, kannst du das Bild machen.
Wenn es dir gelungen ist, kannst du Dank moderner Digitalkameras zu der Person hingehen, ihr das Bild zeigen und fragen, ob es ok ist.
Wenn deinem „Model” das Bild gefällt, frage ob es das Bild per Whatsapp oder Email zugeschickt bekommen möchte. So habt ihr beide etwas davon und vielleicht ergibt sich ein nettes Gespräch.
Das gleiche kannst du natürlich auch machen, wenn du vorher um Erlaubnis gefragt hast.
Das geht durch einfache Gesten, du kannst z.B. wortlos aus der Ferne auf deine Kamera zeigen und fragend schauen. Wenn die Person dir einen Daumen hoch gibt oder nickt, machst du das Bild.
Anschließend kannst du hingehen und dein Foto zeigen und dich bedanken, wenn du die Zustimmung erhältst. Caring is sharing – biete an das Bild zu schicken. Darüber werden sich die meisten Menschen, die nicht über hochwertige Kameras verfügen, sehr freuen.
An einigen touristischen Orten gibt es heutzutage Säulen, an denen man Bilder ausdrucken kann. Falls es diese an deinem Urlaubsort gibt, oder du vielleicht einen tragbaren Fotodrucker dabei hast, kannst du auch die ausgedruckten Bilder verschenken.
Über Komplimente freuen sich Menschen überall
Und über Umsatz noch mehr! Wenn du bei Straßenhändler*innen etwas kaufst und du sagst, wie toll die Produkte sind, werden sie gleich viel motivierter als Model zur Verfügung stehen.
„Your shop is very nice, can I take a picture please?” ist eine ideale und respektvolle Art, die Erlaubnis für ein Foto einzuholen. Falls Englisch nicht verstanden wird, kannst du eine Übersetzungs-App nutzen, um damit diese Bitte in die Landessprache zu übersetzen.
So machst du klar, dass du das Motiv schön findest und es deswegen fotografieren möchtest. Wenn du dann auch noch etwas kaufst, haben alle gewonnen.
Fotos gegen Bezahlung?
Eine direkte Bezahlung, in Form von Trinkgeld ist dagegen für ein Foto eher nicht empfehlenswert. Es würdigt den Menschen in manchen Kulturen herab und hinterlässt vielleicht einen unschönen Nachgeschmack.
Bei Händlern ist, wie gesagt, der Kauf eines Produktes die beste Lösung. Selbst wenn du das Produkt vielleicht nicht unbedingt möchtest, kannst du es ggf. später weitergeben. Insbesondere bei Streetfood kann das eine gute Lösung sein, wenn du es nicht selbst essen magst.
So machst du den Händler und den Beschenkten glücklich!
Nur Personen, die z.B. an Sehenswürdigkeiten in traditioneller Kleidung als Fotomodel zur Verfügung stehen, kannst du bezahlen. Sie geben eine gewerbliche Dienstleistung und sollen dafür selbstverständlich entlohnt werden.
Wenn sie Tiere dabei haben, solltest du dich allerdings nicht dazu hinreißen lassen, ein Bild zu machen. Oft werden solche Tiere, insbesondere Tigerbabys und Elefanten usw. nicht artgerecht gehalten. Manche werden sogar getötet, wenn sie erwachsen geworden sind und nicht mehr süß genug für Bilder sind.
Schönheit liegt im Auge des Betrachtenden
Fotograf*innen sollten nach Schönheit suchen und nicht nach Hässlichkeit, besonders wenn es um Menschen geht. Du solltest es also generell mit deinem Motiv gut meinen und es auf keinen Fall in diffamierender Weise zeigen.
Mache Bilder von Menschen, die etwas Faszinierendes haben und nicht von Menschen, mit denen du Mitleid hast.
Es kann vorkommen, dass arme Menschen sich für ihre Lebensumstände schämen und deshalb nicht fotografiert werden möchten. Bemühe dich deshalb, immer die schönen Aspekte in deinem Bild hervorzubringen, sodass die unschönen Bildinhalte in den Hintergrund rücken.
Abwechslungsreiche Bilder für dein Fotobuch
Du beobachtest, wie einige Tourist*innen verzweifelt versuchen ein Selfie vor einer Sehenswürdigkeit zu machen, aber es scheint nicht zu klappen? Biete an, ein schönes Bild von ihnen zu machen. So ein Bild wird vielleicht schöner sein, als die jetzt alltäglichen Selfies. Scheue dich auch nicht, andere zu bitten dich (mit deinen Mitreisenden) zu fotografieren.
Zwinge deine Mitreisenden nicht immer zum Posieren und in die Kamera zu lächeln, sondern mache auch einige ungestellte Bilder. Um den wahren Spaß zu zeigen, knipse manchmal auch einfach drauf los, ohne dass sie es merken.
Mit abwechslungsreichen Fotos kann man den Urlaub wie eine Geschichte erzählen. Schilder, Wahrzeichen und Lieblingslokale, jedes Bild wird helfen, die Geschichte deiner Urlaubsreise zu erzählen.
Im Fotobuch sind solche Bilder eine sehr schöne Abwechslung zu Bildern, auf denen du und deine Mitreisenden immer wieder abgebildet seid. Es wird Erinnerungen an den ganzen Ort bewahren: sowohl die kleinen Details, wie bspw. Blumen. als auch die Menschen, die am Urlaubsort wohnen.
Genieße Urlaubsmomente auch mal ohne Kamera
Ein Fotoalbum soll natürlich etwas ganz persönliches sein und dazu gehören in erster Linie selbst aufgenommene Bilder. Es kann vielleicht eine Alternative für dich sein, etwa 10 % der Bilder für dein Fotobuch aus dem Internet zu nehmen.
Es gibt Bilddatenbanken mit lizenzfreien Bildern. Wenn du deren Vorgaben zur Bildnutzung einhältst, kannst du die Bilder für ein privates Fotobuch bedenkenlos benutzen.
Das können Bilder von der Hotelanlage sein, die du dann nicht selbst aus allen Perspektiven ablichten musst. Auch manche Sehenswürdigkeiten und Ausblicke lassen sich schwer fotografieren.
Du kannst z.B. ein professionelles Bild von Paris bei Nacht aus der Vogelperspektive einfügen, dass du so zwar gesehen, aber nicht selbst eingefangen hast.
Oder eben einige Bilder von Einheimischen, die du dann selbst nicht fotografieren brauchst.
Du kannst gezielt nach Bildern suchen, die ähnliche Motive zeigen, wie du sie selbst gesehen hast. Dies ist eine besonders gute Alternative für Personen, die nicht gerne auf andere Menschen zugehen, um nach Erlaubnis für ein Foto zu fragen.
Es gibt dir auch die Gelegenheit gewisse Momente im Urlaub unbeschwerter und authentischer zu erleben. Wenn du nicht ständig ans Fotografieren denken musst, kannst du den Augenblick an sich intensiver erleben.
Sei im Hier und Jetzt und genieße es. Du wirst dich dann auch mit einem Bild, was du nicht selbst gemacht hast, gerne daran erinnern.
Im Fall der Fälle: Sofort löschen
Jemand bemerkt, dass du fotografierst und beschwert sich darüber? Im Zweifelsfall solltest du dich nie auf eine Diskussion einlassen, selbst wenn du laut Gesetz des Landes nichts Rechtswidriges gemacht hast.
Wenn dich jemand auffordert, ein gemachtes Bild zu löschen, solltest du freundlich bleiben und es auf jeden Fall sofort löschen. Ohne Wenn und Aber.
Aufgebrachte Menschen könnten sonst deine Kamera beschlagnahmen oder beschädigen und kein noch so tolles Bild, wäre das wohl wert.
Es ist eben nicht in Ordnung, Menschen gegen ihren Willen zu fotografieren, in keinem Land der Welt. Wenn es dir doch einmal passiert, entschuldige dich und lösche das Bild, du hättest ohnehin später keine positive Erinnerung daran. Zeige bereitwillig, dass du alle Bilder gelöscht hast.
Auch du darfst nein sagen
Wenn du abseits der Touristenpfade, z.B. als Rucksackreisende*r unterwegs bist, kann es auch passieren, dass sich der Spieß umdreht. Plötzlich fragen dich Fremde nach einem Foto oder fotografieren dich sogar ungewollt.
In manchen Gegenden sehen die Menschen nicht viele Europäer*innen und wollen dann dieses besondere Ereignis festhalten. An bekannten Sehenswürdigkeiten in ärmeren Ländern trifft man manchmal auch einheimische Schulklassen, die gerade einen Ausflug dorthin machen.
Sie kommen vielleicht zum ersten Mal raus aus ihrem Dorf, wo es keinen Tourismus gibt. Manche Kinder treffen dann zum ersten Mal Ausländer*innen und sind ganz aufgeregt und kichern und wollen Fotos machen.
Besonders bei Frauen kann sowas regelrecht ausarten und eine ganze Schulklasse kann plötzlich Schlange stehen, um Selfies mit ihnen zu machen.
Frage dich, ob du möchtest, dass diese Bilder von dir später in den sozialen Medien kursieren.
Falls du nach den Standards des Landes ziemlich freizügig angezogen bist, solltest du zumindest Schultern, Arme etc. vor dem Fotografieren bedecken. Vielleicht bist du die erste Frau ohne Kopftuch, die diese Kids live erleben.
Wenn du angemessen gekleidet bist und die Schüler*innen nicht zu aufdringlich sind, spricht wohl nichts gegen ein paar Schnappschüsse. Schließlich warst du oft genug auf der anderen Seite der Kamera.
Es ist wichtig, nicht zu schroff abzulehnen, wenn du nicht fotografiert werden möchtest, sondern zu versuchen es freundlich zu erklären.
Insbesondere Frauen sollten sich gut überlegen, ob sie sich in Badekleidung mit Männern fotografieren lassen, die am Strand nach einem Foto fragen.
Spätestens, wenn du selbst mal in so einer Situation warst, wirst du wahrscheinlich hinterfragen, ob Fotos von und mit Fremden überhaupt nötig sind.
Fazit
Du siehst, das Thema Recht am eigenen Bild ist vielschichtig und komplex, wenn man in die Tiefe geht und die Gesetze verschiedener Länder anschaut. Aber auf der anderen Seite ist es auch ganz einfach, wenn man den gesunden Menschenverstand als Grundlage nimmt.
Dann macht man sicher keine heimlichen Bilder von Personen, oder sogar gegen ihren Willen.
Im Gegenteil, das Fotografieren kann eine positive Art der Kontaktaufnahme zu Menschen aus anderen Kulturen werden.
Respekt und Anstand sollten dabei die Maßstäbe sein und nicht die Rechtslage. Dann wirst du deine Fotos auch noch nach vielen Jahren mit positiven Erinnerungen an die Menschen anschauen.