Paddelurlaub

Bei wohl keiner anderen Reiseform kommst du der Natur so nahe wie bei einer Kanureise.

Die Wasserwege, auf denen du gemütlich in deinem Paddelboot fährst, sind oft fernab von Straßen, Wander- und Fahrradwegen, die du für andere Fortbewegungsmittel brauchst. Du bist also mitten in der Natur und dein Kanu schadet ihr in keiner Weise.

Da du dein Kanu oder Kajak nur mit deiner Muskelkraft antreibst, kommt es ganz ohne Treibstoff aus. Beim Wasserwandern erzeugst du weder Lärm noch Abgase und kannst die Natur mit allen Sinnen spüren.

Höre das Wasser plätschern und die Vögel zwitschern, sehe die wilden Pflanzen und Tiere und rieche die Blumen und das Wasser. Halte deine Hand hinein und spüre das kühlende Nass, dann bist du mitten drin in deinem nachhaltigen Paddelurlaub.

Wie läuft eine Kanureise ab?

Kanureisen sind spannende Aktivreisen, bei denen du jeden Tag eine Etappe mit dem Paddelboot fährst. Du übernachtest täglich an anderen Orten entlang der Kanuroute.

Meistens sind die Boote offene Kanus, aber manchmal auch geschlossenen Kajaks, in denen nur eine Person Platz findet. Kanus, auch Kanadier genannt, werden mit einem Stechpaddel gesteuert. Kajaks hingegen haben Doppelpaddel.

Die neueste Form des Paddelns ist Stand-Up-Paddling (SUP). Mit einem SUP Board kannst du genauso eine mehrtägige Tour machen wie mit dem Kanu oder Kajak.

Es gibt auf der einen Seite organisierte Kanutouren, bei denen ein Reiseveranstalter eine bestimmte Route anbietet und eine Gruppe Kanute*innen zusammenbringt.

Bei solchen Reisen wird die Verpflegung und die Unterbringung in Zelten oder Gasthäusern von dem Veranstalter organisiert. Die Gruppenleitung führt die Reisegruppe und organisiert alles, besonders die Verpflegung. Solche Reisen finden zu festen Terminen statt.

Zum anderen gibt es Firmen, die Kanus an Individualreisende verleihen. Es wird ein Start- und Endpunkt festgelegt und dazwischen organisieren die Reisenden ihre Verpflegung und Unterkunft selbst. Der Kanuverleih kümmert sich dann am Ende um den Rücktransport des Kanus vom Endpunkt zum Startpunkt.

Auch Anfänger können die zweite, ungeführte Variante wählen, denn Kanufahren ist nicht schwer. Sogar eher unsportliche Menschen können das Wasserwandern genießen.

Es sitzen immer zwei bis drei Personen in einem Kanadier, wie die offenen Paddelboote auch genannt werden. Die beiden vorderen Plätze können von unerfahrenen Paddler*innen belegt werden und die erfahrene Person sitzt als Steuermann*frau hinten.

Bei der Wahl der für dich passenden Variante einer Kanureise spielt also nicht in erster Linie deine Erfahrung eine Rolle. Auch Ortskenntnis ist nicht Voraussetzung für individuelles Paddeln. Man kann sich auf den meisten Gewässern nicht verfahren, da die Touren immer flussabwärts gehen.

Entscheidend ist vielmehr, ob du die Dauer des täglichen Paddelns selbst bestimmen möchtest und ob du bereit bist, die Verpflegung etc. selbst zu organisieren. Wenn es in unbewohnte Gebiete geht, brauchst du in dem Fall die komplette Campingküche und Zeltausstattung.

Falls es am Ufer in regelmäßigen Abständen Unterkünfte und Gasthöfe gibt, ist es schon einfacher. Um sicher zu stellen, dass du dort auch freie Betten findest, solltest du im Voraus buchen. Hierdurch steht die Tagesstrecke allerdings auch schon vorher fest und du verlierst an Spontanität.

Sechs Tipps für einen tollen Paddelurlaub

Egal für welche der beiden Varianten von Kanutouren du dich entscheidest, die nachfolgenden Tipps sind in jedem Fall hilfreich:

1. Eine Kanutour kann eine feuchte Angelegenheit werden. Es kann vorkommen, dass man ins Wasser fällt und nass wird. Man bleibt eigentlich nie lange genug am gleichen Ort, damit die Wäsche wieder auf einer Leine trocknen kann. Wenn man die feuchte Kleidung in den Kanusack packt, kann sich ein modriger Geruch entwickeln. Deswegen solltest du so viel moderne Funktionskleidung wie möglich mitnehmen, die schnelltrocknend ist. Für warme Kleidung ist Fleece hier besser geeignet als Wolle, die viel langsamer trocknet. Besonders auch das Badehandtuch wird vielleicht die ganze Zeit nie richtig trocken, wenn es aus Baumwolle ist. Deswegen eignen sich Handtücher aus Mikrofaser besser für eine Kanutour.
2. Nimm dir nicht zu lange Etappen vor, damit du flexibel bist und bei einem Regenschauer oder Erschöpfung auch mal pausieren kannst.
3. Stromschnellen und Schleusen sorgen für Abwechslung im Paddeltag. Wähle aber eine Route, die dich und deine Mitreisenden nicht überfordert.
4. Geh kein Risiko ein und entscheide dich lieber für eine Pause, wenn das Wetter zu schlecht ist.
5. Recherchiere vor deiner Reise im Internet nach einem Anbieter für Paddeltouren mit guten Bewertungen.
6. Safety First! Eine Schwimmweste sollte von allen Teilnehmer*nnen zu jedem Zeitpunkt auf dem Wasser getragen werden. Im Fall des Kenterns kann man sonst die Ausrüstung nur schwer bergen.

Wo sind die schönsten Gebiete für Kanureisen?

Mit einem Kanu oder Kajak kann man auf fast allen Gewässern fahren, aber für eine Naturreise ist es in unberührten Landschaften natürlich am schönsten. Es sollte möglichst keinen Schiffsverkehr und idealerweise Campingplätze auf der Route geben.

Ein Top-Ziel für Kanutouren in Deutschland ist das UNESCO-Biosphärenreservat Spreewald. Auch die Mecklenburgische Seenplatte, das Emsland und die Lauenburgischen Seen sind sehr beliebte Ziele für das Flusswandern in Norddeutschland.

Je näher das Gebiet an deinem Wohnort ist, desto kürzer und umweltschonender ist die Anreise. Suche also am besten nach einem Anbieter für Paddeltouren in deiner Nähe. So wirst du deine Heimat mal aus einer neuen Perspektive kennenlernen und du produzierst weniger Kohlendioxid.

In ganz Europa gibt es schöne Kanäle und Flüsse, die mit dem Kanu oder Kajak befahren werden können. Von der Donau über die Moldau bis hin zur Weser, überall gibt es Anbieter für Kanuverleih und -touren.

Ein konkretes Beispiel ist die Loire in der Dordogne (Frankreich). Die Landschaft dort ist sehr malerisch und es wechseln sich kleine Orte mit wilder Natur ab. Hinter jeder Kurve des Flusses liegt eine neue Überraschung.

Prädestiniert für außergewöhnliche Kanutouren ist auch die unberührte Natur Skandinaviens mit ihren Seen, Flüssen und Küsten. Besonders in Schweden, z.B. im Dalsland, Småland oder Värmland kann man mit dem Kanu oder Kajak durch echte Wildnis fahren.

Dabei kann man den Alltag vergessen und einfach die Natur auf sich wirken lassen.

Vorbereitung deines Paddelurlaubs

Erkundige dich vor deiner Kanu- oder Kajaktour, was genau bei der Miete das Kanus inklusive ist und was du selbst mitbringen musst. Bei organisierten Paddeltouren bekommst du sicher eine Packliste vom Veranstalter zugeschickt.

Packliste für deine Kanutour

Wir empfehlen, folgende Dinge mitzunehmen, wenn du in den Paddelurlaub fährst:

• Kleidung:
  • Festes Schuhwerk und Sandalen
  • Shirts, Pullover und Hosen: Funktionsbekleidung aus Materialien, die schnell trocknen (Lycra, Fleece)
  • Regenkleidung
  • Badekleidung
  • Unterwäsche
  • Sonnenschutz für den Kopf: Kappe oder Hut
• Campingausrüstung:
  • Falls gezeltet wird, brauchst du in jedem Fall eine Schlafmatte und einen Schlafsack. Wenn du individuell reist, brauchst du auch das Zelt und die Camping-Küchenausstattung. Bei organisierten Kanutouren bringt der Reiseveranstalter alles mit.
  • Taschenlampe
  • Taschenmesser
• Trinkflasche
• Badebeutel mit allen persönlichen Hygieneartikeln
• Sonnencreme
• Schnelltrocknende Handtücher
• Reiseapotheke mit Schmerzmittel, Verbandszeug, Desinfektionsmittel, usw.
• Mückenschutzmittel
• Ausweis, Krankenversicherungskarte
• Kamera und Tablet oder Handy mit digitaler Landkarte. Besorge hierfür eine Hülle, die vor Spritzwasser schützt
• Solarladegerät für deine elektronischen Geräte
• Einige haltbare Snacks, wie Müsliriegel, Kekse etc. für den Hunger zwischendurch

Das alles verstaust du am besten in Taschen. Koffer sind fürs Flusswandern eher ungeeignet, denn sie sind klobig und passen nicht auf das Kanu. Die Sachen werden bei einer Kanureise in wasserabweisende Spezialsäcke und -Tonnen umgepackt. So ist das Gepäck gesichert, falls das Kanu oder Kajak einmal kentern sollte.

Dieses und anderes Spezialzubehör (Schwimmwesten etc.) für Kanureisen organisiert der Veranstalter oder bietet es zum Verleih für Individualreisende an.

Vor- und Nachteile einer Paddelreise

Kanutouren gehören sicher zu den coolsten und natürlichsten Aktivreisen, doch sie sind auch nicht jedermanns Sache. Hier findest du die Vor- und Nachteile des Wasserwanderns auf einen Blick.

Vorteile von Paddelreisen

• Kanutouren sind eine sehr naturverbundene Reiseform mit sehr guter Öko-Bilanz.
• Du entscheidest, ob und wann du dich entspannt treiben lässt, oder dich mit dem Paddel richtig auspowern möchtest.
• Du brauchst keine ausgeprägte Fitness, da die Strömung bei der Fortbewegung hilft.
• Du kannst dich zwischendurch auch mal treiben lassen und kommst trotzdem voran. Anders als beim Wandern oder Radfahren, wo eine Pause Stillstand bedeutet.
• Körperliche Betätigung an frischer Luft ist gesund.
• Du entdeckst jeden Tag neue Orte. Es wird nie langweilig.

Nachteile von Paddelreisen

• Da du dem Wetter unter freiem Himmel komplett ausgesetzt bist, ist diese Reiseart stark wetterabhängig und in Mitteleuropa nur von April bis September empfehlenswert.
• Das Campingleben am Flussufer ohne Strom und Sanitäranlagen ist nicht für jeden etwas. Luxus gibt es auf Kanureisen nicht.
• Bei manchen Routen muss das Kanu an einigen Stellen getragen werden.
• Spüldienst und andere Aufgaben können zu Spannungen in der Gruppe führen.

Für wen eignet sich ein Paddelurlaub?

Die meisten Menschen werden eine mehrstündige Kanutour genießen. Es ist ein tolles Erlebnis für Jung und Alt und Tagestouren oder stundenweiser Kanuverleih sicher eine tolle Aktivität in jedem Urlaub.

Bei mehrtägigen Reisen, die einen richtigen Paddelurlaub ausmachen, verbringt man allerdings fast den ganzen Tag im Boot. Übernachtet wird oft in kleinen Zelten und das einfache Essen wird gemeinsam selbst auf dem Campingkocher zubereitet. Wer diese naturverbundenen, einfachen Begebenheiten mag, für den ist eine Kanutour die richtige Reiseform. Wenigstens eine Person sollte einige Erfahrungen im Campen mitbringen, wenn man individuell reist.

Besonders viel Spaß macht das Paddeln in kleinen Gruppen. Es ist deshalb ein idealer Familienurlaub, den auch Kinder im Grundschulalter sicher toll finden.

Kleinere Kinder schaffen es vielleicht nicht, längere Zeit im Kanu still zu sitzen. Kürzere Touren können auch mit Kindergartenkindern durchgeführt werden, natürlich mit einer Schwimmweste und nur in ruhigen Gewässern. Aber eine mehrtägige Tour wird die meisten kleineren Kinder eher überfordern.

Für Einzelpersonen und Paare sind organisierte Kanutouren eine gute Wahl. Prinzipiell kannst du aber auch alleine losziehen, wenn du die Einsamkeit in der Natur suchst.

Kanutouren sind auch als Jugendreisen und Klassenfahrten eine sehr gute nachhaltige Möglichkeit. Die Kids lernen dabei Teamwork und nachhaltiges Verhalten.