Großen Hotelketten haben sich in den letzten Jahrzehnten zu globalen Megakonzernen entwickelt. Dabei bleiben kleine, inhabergeführte Hotels, die nicht Tausende von Hotels weltweit betreiben, leider häufig auf der Strecke. Und wie sieht es überhaupt mit der Nachhaltigkeit solcher Konzernriesen aus?
Wie konnten Hotelketten so marktbestimmend werden?
Die drei größten Hotelketten der Welt sind Hilton, Marriott und Intercontinental. Diese Marken sind sehr bekannt und ihr Image bezüglich Qualität ist tadellos. Zusammen kommen allein diese drei Hotelriesen auf über 13.000 Hotels mit über zwei Millionen Zimmern weltweit.
Andere große Hotelketten sind beispielsweise Best Western, Accor und Wyndham. All diese Hotelgesellschaften arbeiten mit zahlreichen Untermarken, sodass den Gästen nicht immer auf den ersten Blick klar wird, dass sie in einem Hotel dieser Konzerngiganten wohnen.
In Spanien machen Kettenhotels mittlerweile schon über 30% der Hotelkapazitäten aus. In Deutschland sind es insgesamt 11%, aber in Großstädten wie München gehören schon über 60% der Zimmer zur Kettenhotellerie.
Der Wettbewerb ist hart und es gibt immer weniger Platz für Traditionsunternehmen in privater Hand. Früher oder später kommt ein Angebot, über dass auch die etabliertesten Familienunternehmen nachdenken müssen.
Die Macht der Gewohnheit
Eine Gewohnheit ist eine Verhaltensweise, die wir wiederholen, ohne sie jedes Mal aufs Neue zu hinterfragen. Unser Gehirn hat das Erfolgserlebnis des ersten Males gespeichert und erspart sich danach die Arbeit, eine Entscheidung erneut zu treffen.
So entstehen unbewusst Verhaltensmuster, die wir nicht ohne weiteres durchbrechen können. Genau darauf beruht der Erfolg der Kettenhotellerie und genau an dem Punkt, kannst du ansetzten und versuchen, deine Gewohnheit zu ändern.
Natürlich ist das einfacher gesagt, als getan, denn es gibt schon auch einige gute Gründe für die Unterbringung in Markenhotels. Insbesondere die weltweiten Qualitätsstandards der Ketten führen dazu, dass wir ihnen blind vertrauen und einfach kein Risiko eingehen möchten, wenn wir ein No-Name-Hotel buchen.
Große Hotels können aufgrund der hohen Zimmerzahl auch viel mehr Infrastruktur (Restaurants, Gym, etc.) bieten, als kleinere Hotels.
Alle großen Hotelketten versuchen, ihre Kund*innen über Treueprogramme, bei denen man als Stammkunde besondere Privilegien und Preisnachlässe erhält, dauerhaft an sich zu binden. Da diese den ohnehin vorhandenen Drang zur Gewohnheit noch mehr belohnen, sind solche Programme extrem erfolgreich.
Das verdiente Geld wird clever in globales Marketing investiert, was in dem Umfang für Einzelhotels schlichtweg unmöglich ist.
(K)eine Chance für kleine Hotels
Der Markt ist also für Familienbetriebe und andere inhabergeführte Hotels sehr schwer. Es ist wie im Kampf zwischen David und Goliath. Oft ist ihre einzige Möglichkeit die Zimmer an internationales Publikum zu verkaufen, ein Vertrag mit einem großen Reiseveranstalter oder einer großen Online-Buchungsplattform.
Diese Verträge enthalten fast immer eine Klausel, die es dem Hotelier untersagt, seine Hotelzimmer selbst günstiger oder gleich teuer im Direktvertrieb anzubieten. So ist es für kleine Hoteliers praktisch unmöglich, im freien Wettbewerb Kund*innen zu generieren, da gerade im Tourismus sehr viel über den Preis entschieden wird.
Es gibt Preisvergleichsseiten, die den Kund*innen helfen, das billigste Angebot für ein Hotelzimmer zu finden. Wenn du die Preise auf einem Online-Portal mit denen auf der Webseite des Hotels vergleichst und die Plattform billiger ist, buchst du bestimmt dort. Dies erscheint uns auch sicherer, als ein unbekannter Anbieter.
Nur wenn man diese Hintergründe kennt, versteht man, warum es auf jeden Fall die richtige Entscheidung ist, direkt beim Hotelier zu buchen. Nur so ist sichergestellt, dass er fair bezahlt wird. Ein Großteil des Betrages, den du bezahlt hast, geht sonst an den Veranstalter oder die Buchungsplattform für deren Marketingservice.
Warum sind Hotelketten noch nicht nachhaltig?
Weil sie es (bisher) nicht sein müssen. Warum sollten sie sich in der Vergangenheit also bemühen, die Ressourcen und die Umwelt zu schonen?
In manchen Regionen füllen die Hotelketten ihre riesigen Swimmingpools mit Frischwasser, während Landwirt*innen im Umfeld vielleicht nicht wissen, wie sie ihre Felder bewässern und ihr Vieh tränken sollen. Ob der Grundwasserspiegel durch den exorbitanten Wasserverbrauch weiter abgesenkt wird und die ganze Region in zehn Jahren zur Wüste wird, stand für die Megakonzerne nicht im Fokus.
Mittlerweile hängen in vielen Hotels Schilder im Bad, man möge doch die Handtücher mehrere Tage verwenden, um Wasser für die Wäsche zu sparen. Ein erster Schritt in die richtige Richtung. Das gesparte Geld der Wasserrechnung wird aber meist nicht in Umweltschutz investiert, sondern erhöht nebenbei den Profit.
Auch sozial und wirtschaftlich gesehen ist Kettenhotellerie alles andere als nachhaltig, besonders in Schwellen-und Entwicklungsländern. Sie zahlen dem Hotelbesitzer eine feste Pacht und alle Gewinne fließen ins Ausland zu den Aktionären der Megakonzerne. Zusätzlich nutzen sie oft Steuervorteile, wodurch noch weniger Geld im Zielland bleibt.
Die Hotelangestellten hingegen sind in armen Ländern oft unterbezahlt und leben unter schlechten Bedingungen in Arbeiterunterkünften. Es wird häufig nicht genug soziale Verantwortung den Arbeitnehmern gegenüber übernommen.
Inhabergeführte Hotels sind einen Besuch wert
Das Hauptmerkmal von inhabergeführten Hotels ist vor allem die Größe. Die Zimmerzahl liegt oft weit unter 100. Das Verhältnis von Aufwand und Profit rechnet sich für die Hotelgiganten bei kleinen Hotels meistens nicht. Sie verdienen an der Masse und die gibt es bei einem Hotel mit 30-50 Zimmern eben nicht.
Persönlich vs. anonym
Insbesondere Boutique Hotels sind häufig von den Besitzer*innen selbst geführt. Meistens sind es Ehepaare oder Familien, die sich die Aufgaben teilen, um Personalkosten zu sparen. Bei solchen Hotels kann es sehr gut sein, dass die gleiche Person, die deine Anfrage per Email beantwortet hat, auch die Person ist, die dich beim Check In begrüßt.
Der gesamte Umgang ist viel persönlicher und herzlicher, als er es je bei der Massenabfertigung in großen Hotels mit mehr als 250 Zimmern sein kann. Natürlich sind die Mitarbeiter*innen auch dort freundlich, aber Du siehst selten das gleiche Gesicht zweimal, weil es sehr viele Mitarbeiter gibt.
In Hotelketten arbeiten oft Personen, die nicht aus dem Urlaubsort stammen. Sie kommen aus Dörfern, in denen es keinen Tourismus gibt, um Geld zu verdienen. Sie wohnen in Sammelunterkünften und arbeiten nicht selten bis zu 12 Stunden täglich.
In kleineren Hotels gibt es keine Sammelunterkünfte, sondern das Personal lebt in der Regel schon lange vor Ort. Die Mitarbeiter können dir durch ihre Ortskenntnisse beispielsweise auch einen Geheimtipp für einen tollen Picknick-Spot verraten.
In inhabergeführten Hotels kennt dich das Personal und auch du lernst einzelne Personen näher kennen und kommst schnell ins Gespräch. So fühlst du dich gleich wie zu Hause, im positiven Sinne.
Individuell vs. standardisiert
Viele private Hoteliers lieben ihre Arbeit und ihr Hotel und das merkt man sofort an der Liebe zum Detail. In Hotelketten sind Dekoration und Abläufe standardisiert.
Bei kleinen Hotels sind manchmal die Zimmer alle unterschiedlich dekoriert und auch die anderen Bereiche des Hotels versprühen mehr Charme.
Häufig ist ein Familienmitglied für die Küche verantwortlich und du wirst in kleinen Hotels mit authentischen Speisen des Landes verwöhnt. Hier kann auch ganz individuell auf deine besonderen Vorlieben beim Essen eingegangen werden. Die Lebensmittel stammen im Idealfall aus lokaler Bio-Produktion oder sogar aus dem eigenen Hotelgarten. Ein solches landestypisches Familienessen ist nicht mit dem Essen in einem großen Hotel zu vergleichen.
Charmant vs. steril
Die Möbel in traditionellen inhabergeführten Hotels stammen oft aus lokaler Produktion und sind nicht importierte Massenware, die man genauso in zig anderen Hotels einer Kette auch vorfindet. Auch die öffentlichen Bereiche des Hotels versprühen mehr Charme. Authentisch landestypisches Dekor und Kunst von ortsansässigen Künstler*innen sorgen für Urlaubsflair. Hotellobbys und -zimmer von Hotelketten sind oft austauschbar von Innenausstatter*innen in einem anderen Land designt und sollen dem breiten Geschmack gefallen
Spontan vs. vorschriftsmäßig
Deine individuellen Wünsche können in einem inhabergeführten Hotel viel spontaner umgesetzt werden. Die Entscheidung muss nicht erst eine Hierarchie durchlaufen, oder ist in einem starren Regelwerk schon vorab festgelegt. Wenn die Inhaberin vor dir an der Rezeption steht, kann sie die Entscheidung, dir ein anderes Zimmer zu geben einfach selbst treffen.
Meistens sind die Hotelbesitzer*innen sehr bemüht, alle Sonderwünsche der Gäste zu erfüllen und können eine Flexibilität zeigen, die in Hotelketten nicht immer möglich ist.
Nachhaltig vs. umweltschädlich
Hotelinhaber*innen leben meist seit Generationen an dem Urlaubsort und haben vielleicht sogar den Familienbetrieb geerbt. Sie sind dem Land, der Region und dem Ort tief verbunden und wollen ihn für die nächste Generation erhalten. Umweltschutz und Nachhaltigkeit haben für sie dadurch eine viel höhere Priorität, als für Investor*innen und Aktionär*innen am anderen Ende der Welt.
Das verdiente Geld wird vor Ort ausgegeben und reinvestiert und bleibt so dem Land erhalten. Es fließt in andere kleine Unternehmen vor Ort (Obsthändler etc.) und unterstützt damit die lokale Wirtschaft nachhaltig. Das ist besonders bei Entwicklungs- und Schwellenländern ein ganz entscheidender Faktor.
Wo finde ich die Alternative zu Hotelketten?
Die Millionen von Euros, die von Hotelgesellschaften, Reiseveranstaltern und Online-Buchungsplattformen in Marketing investiert werden, machen sich bemerkbar. Egal, was du in die Suchmaschinen eingibst, wenn es im weitesten Sinne mit einer Unterkunft zu tun hat, wirst du sofort eine entsprechende Anzeige sehen. Nein, nicht eine, sondern seitenweise werden die Mainstream-Ergebnisse angezeigt.
Auch im TV, Radio und bei der Außenwerbung preisen die großen Firmen intensiv ihre Massentourismus-Reisen an. Auf den ersten Blick führt kein Weg an diesen Giganten vorbei, aber mit diesen Tipps, findest du ganz bestimmt eine inhabergeführte Unterkunft an deinem Urlaubsort:
- Auf Bewertungsportalen, wie Tripadvisor kannst du gezielt nach kleineren Hotels suchen, die keinen Markennamen haben. In den Beschreibungen und Bewertungen solltest du nach den Attributen familiär, unter 50 Zimmer und namentlicher Nennung von Personen Ausschau halten. Dazu musst du schon die ersten Seiten überspringen, denn dort wirst du meist die bekannten Marken mit ihren großen Hotels finden. Wenn du ein Hotel ausfindig gemacht hast, besuche die hoteleigene Webseite und informiere dich dort. Meistens gibt es eine Sektion, wo das Team vorgestellt wird. Dort findest du den Besitzer und einiges über die Geschichte und Philosophie des Hauses.
- Bei Reiseveranstaltern, die sich dem Forum Anders Reisen angeschlossen haben, findest du organisierte Reisen und Unterkünfte auf der ganzen Welt. Im Kriterienkatalog dieses eingetragenen Vereins, ist verankert, dass die Unterbringung vorzugsweise in inhabergeführten Unterkünften stattfinden soll.
- Falle nicht auf den Trugschluss hinein, dass ein Hotel qualitativ schlechter ist, nur weil es keinen bekannten Markennamen hat. Auch die Position auf Bewertungsportalen sind dahingehend nicht aussagekräftig, da dort mehr Bewertungen für eine höhere Platzierung sorgen. Ein Hotel mit 1000 4-Sternebewertungen wird dort vor einer Unterkunft mit zehn 5-Sternebewertungen angezeigt.
- Bauernhöfe sind immer inhabergeführt und meistens auch sehr unverfälscht landestypisch.
Buchungsplattformen für nachhaltige Unterkünfte
Die beiden Buchungsplattformen bookitgreen.com und ecobnb.de zeigen dir eine Vielfalt von Unterkünften an, die diverse Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Es gibt eine Einstufung der Nachhaltigkeit einer Unterkunft ähnlich dem Sterne Prinzip, mit maximal fünf Blättern. Da es sich um eine Selbstauskunft der Hotelbetreiber handelt, ist die Einstufung vielleicht nicht 100% zuverlässig, aber es ist bislang die beste Möglichkeit, online nach nachhaltigen Unterkünften zu suchen. Rufe die Homepage der Unterkunft auf und versuche dort direkt zu buchen.
Fazit
Inhabergeführte Unterkünfte sind nicht nur persönlich und individuell sondern meist auch auch charmant und nachhaltig. Das sind schon vier gute Gründe, in deinem nächsten Urlaub mal eine kleinere, unabhängige Unterkunft zu buchen.
Es kann vielleicht etwas teurer sein, als ein herkömmliches Hotel, das Geld trägt aber zum Erhalt solcher besonderen Hotels bei. Der Konkurrenzkampf gegen die Kettenhotellerie ist hart. Deine Buchung kann dabei einen Unterschied bewirken.
Lass dich nicht von den Treueprogrammen anlocken. Warum machst du es dir nicht zur neuen Gewohnheit, kleinere, inhabergeführte Unterkünfte zu buchen?
Am besten direkt beim Hotelier und nicht über Veranstalter und Online-Portale. Nur dann kannst du sicher sein, dass diejenigen, die deinen Urlaub zu etwas Besonderem machen, auch fair dafür bezahlt werden.