Die CO2-Kompensation gehört bei jedem Flug mit ins Gepäck

Kleine Eiche

Die Grundidee hinter der Kompensation ist, das bei deinem Flug freigesetzte CO2 wieder zu binden. Bäume sind das bekannteste Beispiel für die Bindung von CO2. Sie nehmen es bei der Photosynthese aus der Luft auf und verwandeln es in Sauerstoff.

Ist fliegen wirklich so problematisch? 

Ja, Flugzeuge erzeugen in der Tat sehr viele Abgase. CO2 ist nur eines davon, auch Stickoxide und sogar der beim Fliegen entstehende Wasserdampf sind ebenfalls schädlich.

Im Gegensatz zu allen anderen Transportmitteln, die ebenfalls Abgase erzeugen, ist die Verschmutzung bei Flugzeugen besonders schwerwiegend.

Das liegt daran, dass die Abgase direkt in den oberen Luftschichten ausgestoßen werden. Dort beeinflussen sie den Treibhauseffekt stärker, als wenn die gleichen Abgasmengen am Boden ausgestoßen würden.

Erst vermeiden und verringern, dann erst kompensieren

Wer wirklich nachhaltig reisen möchte, wählt am besten eine andere Transportmöglichkeit als das Flugzeug.

Der CO2-Ausstoß einer Flugreise ist mit 230g CO2/Personenkilometer (Pkm) über sieben Mal höher, als bei der gleichen Strecke mit dem Fernbus oder Fernzug mit etwa 30g CO2/Pkm.

Auch Reisen mit diesen und anderen Verkehrsmitteln (Auto, Kreuzfahrt) erzeugen natürlich CO2, das du auch kompensieren kannst. Wir beziehen uns hier auf das Beispiel einer Flugreise, aber das gleiche Prinzip gilt für alle Reisen. 

Kohlenstoffemissionen vermeiden und verringern

Statt zwei oder drei Mal im Jahr in den Urlaub zu fliegen, kannst du lieber eine lange Reise machen. Damit hast du schon ein bis zwei Reisen weniger auf deiner Rechnung für den ökologischen Fußabdruck, den du hinterlässt.

Wie viel Kohlenstoffdioxid wird auf meinem Flug ausgestoßen?

Es gibt Online-Rechner, mit denen du den genauen CO2-Ausstoß deiner konkreten Flugreise ausrechnen kannst.

Die dort angewendete Formel erfüllt internationale Normen. So ist sichergestellt, dass die CO2-Emissionen pro Passagier genau und standardmäßig berechnet werden. Nur so kann man zwischen den verschiedenen Transportformen vergleichen und den Betrag ausrechnen, der benötigt wird, um den Ausstoß zu kompensieren.

Die Benutzung des Rechners ist sehr einfach. Du musst nur den Abflughafen, den Zielflughafen, Personenanzahl und Klasse in ein Formular eingeben. Mit einem Klick erfährst du, wie viele Tonnen CO2 deine Reise produziert.

Zum Beispiel produziert eine Person auf einem Flug von Berlin nach Mallorca und zurück laut diesem Rechner 0,6t CO2. Neben dem Ergebnis werden sofort Möglichkeiten, die entstandene Menge Kohlendioxid zu kompensieren, angezeigt.

Wie kann ich den entstandenen Schaden beheben?

Eine ausgewachsene Buche kann im Jahr 12,5 kg CO2 binden.

Der direkteste Weg der Kompensation ist also die Wiederaufforstung. Wenn du die 0,6t aus unserem Beispielflug Berlin-Mallorca-Berlin selbst ausgleichen wolltest, müsstest du etwa 50 Bäume pflanzen.

Da die Umsetzung eines eigenen Waldes für Privatpersonen eher schwierig ist, gibt es die Möglichkeit, andere damit zu beauftragen, diese Bäume zu pflanzen. 

Frau pflanzt Baumsprössling

Genau an diesem Punkt setzen die CO2-Kompensations-Zertifikate an. Du erteilst mit dem Erwerb den Auftrag, den von dir verursachten Schaden, an anderer Stelle bei einem Klimaschutzprojekt wieder gut zu machen. Und das ganz einfach mit ein paar Klicks auf dem Handy oder am PC.

Es geht bei den Projekten nicht immer um die direkte CO2 Bindung durch das Pflanzen von Bäumen. Es gibt auch andere Möglichkeiten dem Klimawandel aktiv entgegenzuwirken.

Einige Klimaschutzprojekte setzen z.B. auf die Vermeidung von unkontrollierten Verbrennungen oder auf die Förderung von alternativen Energiequellen (Wind, Sonne, Wasser), um die Treibhausgase an anderer Stelle einzusparen.

All diese Projekte haben gemeinsam, dass sie gemäß der Agenda 2030 der UN, die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) unterstützen. 

Es handelt sich um sehr unterschiedliche Klimaschutzprojekte in aller Welt, von denen du dir eins aussuchen kannst, das du fördern möchtest. Das Angebot reicht z.B. von Projekten für Solarenergie in Tansania und der Dominikanischen Republik bis hin zum Schutz des Regenwaldes auf Fidschi und in Kenia.

Wie wird sichergestellt, dass mein Geld wirklich dort ankommt?

Organisationen, welche CO2-Kompensationen anbieten, können ihre Projekte von unabhängigen, internationalen Einrichtungen überprüfen lassen. Wenn sie deren Standards erfüllen, erhalten sie ein entsprechendes Zertifikat.

Es werden nur Projekte mit dem jeweiligen Standard zertifiziert, die wirklich und nachhaltig gegen den Klimawandel wirken. Ein Kriterium der Standards ist, dass das Projekt nur durch die Förderung aus Kohlenstoff-Zertifikaten existiert. Auch eine bestimmte Dauer ist bei allen Standards vorgeschrieben.

Die beiden wichtigsten internationalen Standards für den Kohlenstoff-Ausgleich sind Plan Vivo und Gold Standard.

Plan Vivo

Vorreiter für alle anderen Standards war die Organisation Plan Vivo, die bereits 1996 gegründet wurde. Die Standards von Plan Vivo sind bis heute sehr hoch und Projekte, die die Auszeichnung erhalten, haben ihre Nachhaltigkeit bewiesen.

Logo von Plan Vivo

Dabei geht es nicht nur darum, dass Bäume gepflanzt werden, sondern auch der Schutz älterer Wälder steht im Vordergrund. Das ist besonders wichtig, weil ältere Bäume viel mehr Kohlenstoff speichern, als frisch gepflanzte Bäume.

Gold Standard

Dieser Standard wurde 2003 vom WWF mit der Zielsetzung entwickelt, zu gewährleisten, dass Kohlenstoffzertifikate überprüfbar sind.

Logo Gold Standard for the Global Goals

Projekte mit dieser Auszeichnung leisten einen messbaren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung. Er wird an nichtstaatliche Emissionsverringerungsprojekte vergeben, wenn sie die Emission eines der drei Treibhausgase Kohlendioxid, Methan und/oder Distickstoffoxid nachweislich vermindern.

Bei der Wahl des Anbieters sollte auf diese Standards geachtet werden, denn es gibt leider auch Organisationen, bei denen die Projekte nicht ganz transparent sind. Die Projekte von myclimate.org erfüllen diese und weitere gute Standards, wie CER und VER.

Kann man heute noch mit gutem Gewissen fliegen?

Diese individuelle Frage kann nicht pauschal beantwortet werden. Fest steht, dass jede*r versuchen sollte, weniger zu fliegen. Versuche dein ganzes Reiseverhalten in Richtung Nachhaltigkeit positiv zu verändern.

Probiere nachhaltige Alternativen, wie Fernbusse, Fernzüge oder Mitfahr-Apps zu nutzen, wo es geht. 

Plane lieber eine lange, anstatt mehrerer kurzer Reisen, besonders bei Reisen außerhalb Europas. Die An- und Abreisen verursachen die meiste Verschmutzung. Je länger du bleibst, desto mehr relativiert sich der Ausstoß von Treibhausgasen.

Das ganze Prinzip beschränkt sich übrigens nicht nur auf Flugreisen. Du kannst mit dem Online-Rechner auch berechnen, wie viel Verschmutzung du in deinem normalen Alltag verursachst und diese ebenfalls ausgleichen.

Rechne doch einfach mal aus, was du in deinem bisherigen Leben schon zum Klimawandel beigetragen hast.

Das Problem an der Wurzel packen

Mit CO2-Kompensationen wird versucht, die Symptome des Klimawandels zu bekämpfen, aber die eigentliche Ursache wird nicht behoben.

Es ist klar, dass eine gute Lösung immer bei der Ursache ansetzt und die Symptomverbesserung nur zweitrangig sein kann. Es führt deshalb logischerweise langfristig kein Weg an einer grundsätzlichen Verhaltensänderung beim Reisen vorbei. 

Das Hauptziel muss die drastische und dauerhafte Reduzierung der Kohlenstoffemission sein, diese wächst aber weltweit weiterhin jedes Jahr an. Über 40% der weltweiten Verschmutzung wird allein von China (30,9%) und den USA (13,4%) verursacht. 

Bei Diskussionen um die Reduktion von Flugreisen wird häufig argumentiert, dass Geschäftsleute und Wissenschaftler nicht auf das Fliegen verzichten können.

Die Schließung des internationalen Flugverkehrs im Pandemie-Jahr 2020 hat aber gezeigt, dass es auch mit weniger Business-Flügen geht. Dies sollte als Chance für dauerhafte Veränderungen genutzt werden.

Zoom-Meetings, virtuelle Messen und Veranstaltungen sollten permanent  in allen Branchen viel häufiger eingesetzt werden, um Geschäftsreisen mit dem Flugzeug zu vermeiden.

Wie bei allen anderen Aspekten des Lebens, kann Veränderung immer nur von jedem Einzelnen ausgehen.

Fridays for Future Plakat in Nürnberg

Fazit

Stell dir die Frage, ob du Flugreisen vermeiden oder ob du die damit einhergehende Verschmutzung verringern kannst. Ersteres durch die Wahl einer anderen Destination und letzteres in dem du ein anderes Transportmittel wählst wie zum Beispiel bei Bahnreisen oder wie wäre es mit einer Segelreise?

Wenn du dich nach allen Abwägungen doch zu einer Flugreise entschieden hast, nutze den Weg eines CO2-Ausgleichs. Benutze dafür einen der praktischen Online-Rechner, um den Kohlenstoff-Fußabdruck deiner Reise zu berechnen.

Wähle dann ein nachhaltiges Projekt, denn wer nicht Teil der Lösung ist, ist Teil des Problems.

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