Geld schenken im Urlaub

Glas mit Trinkgeld und gelben Schild

Wenn das Zimmer super sauber und das Servicepersonal aufmerksam sind, geben wir gerne ordentliche Trinkgelder. Das ist auch gut und sinnvoll, denn in einigen Ländern sind Mitarbeitende der Hotellerie unbedingt auf Trinkgelder angewiesen.

Warum du nicht zu großzügig sein solltest

Natürlich kommt es auf das Preisniveau und das gesamte Umfeld deiner Reise an, in welchem Rahmen du Geldgeschenke machst. Auf einer Luxus-Cruise oder in einem Fünf-Sterne Resort auf Maui gibt man sicherlich andere Trinkgelder, als im Cluburlaub auf Ibiza. Doch einige wichtige Punkte gilt es bei jedem Aufenthalt zu beachten. 

Nepper, Schlepper Bauernfänger 

Wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Denn: Auch wenn der überwiegende Teil aller Hotelangestellten ehrlich ist, findet man überall schwarze Schafe. Es gibt zum Beispiel Verkaufs- und Rezeptionspersonal, welches die Urlauber mit geübtem Blick sondiert. Sie erkennen genau, wer die Spendierhosen anhat und bei wem das Geld besonders locker sitzt.

Mann mit Sonnenbrille hält sich aufgefächerte Geldnoten vors Gesicht

In solchen Fällen kann die Großzügigkeit auch gewaltig nach hinten los gehen. Denn kaum ist man identifiziert, wird man mit vermeintlichen „Spezial-Angeboten” überhäuft! Plötzlich werden dir Fotoshootings und Ausflüge zu absoluten Wucherpreisen offeriert. Taxiunternehmen oder Spa’s bieten dir Services zu Preisen an, die verglichen mit den sonst üblichen Preisen viel zu hoch sind.

Vorsicht bitte! Der gesunde Menschenverstand sagt einem meist, wenn irgendetwas seltsam ist. Dann solltest du die entsprechende Offerte auch freundlich aber bestimmt ablehnen.

Neid verursachen

Auch in der schönsten Zeit des Jahres haben wir als Touristen eine gewisse Verantwortung. Übermäßiges tippen weckt oft Neid. Besonders wenn es um persönliche Trinkgelder geht.

Stell dir einfach mal vor, du arbeitest genauso viele Stunden täglich wie all deine Kolleg*innen und gibst für jeden Gast dein Bestes. Die Gäste an den dir zugeteilten Tischen sind eher knauserig, und du bekommst kaum mal einen Euro in die Hand gedrückt. Aber im Revier nebenan, werden beinahe täglich großzügig Scheine verteilt.

Das schafft natürlich Unzufriedenheit und ein gewisses Konkurrenzdenken. Dieses spiegelt sich wiederum im Verhalten des gesamten Personals wieder. Denn jeder einzelne wird denken: warum soll ich mir ein Bein ausreißen und freundlich sein? Ich habe schließlich nur mein kleines Gehalt am Ende des Monats.

Solche Reaktionen kann man schon gut nachvollziehen, oder? Daher ist es in vielen beliebten Urlaubsregionen so, dass Angestellte nur geringe Tip-Beträge direkt behalten dürfen. Alles was darüber hinausgeht kommt in eine Tip-Box und wird monatlich unter allen Mitarbeitenden aufgeteilt.

Sparschwein inmitten von Geldscheinen

Das ist in den meisten Fällen auch deutlich fairer. Denn so werden auch die für uns unsichtbaren Mitarbeiter mit einem finanziellen Dankeschön belohnt.

Abhängigkeit schaffen

Nicht wenige Urlauber verlieben sich in eine Destination und kehren über Jahre immer wieder an den gleichen Ort zurück. Oft hat einem sogar ein bestimmtes Hotel oder Resort so gut gefallen, dass man sich immer wieder dort einquartiert. Und natürlich kommt man so auch der dortigen Belegschaft näher und schließt vielleicht sogar Freundschaften.

Schon bald erfährt man persönliche Details wie die Anzahl und das Alter der Kinder oder woher die Mitarbeitenden kommen. Hast du nicht auch schon mal gedacht, dass du hier mit einem persönlichen Geschenk von 50 oder 100 Euro etwas Gutes tun könntest? Dem ist meist nur auf den ersten Blick so!

Mancherorts ist eine regelrechte Erwartungs-Kultur daraus entstanden. Gerade Arabien-Urlauber berichten davon, dass sie immer öfter privat vom Stammpersonal ihrer Ferienresidenz kontaktiert werden. Und hier geht es lediglich darum, den nächsten Aufenthalt vor Ort auszukundschaften. Denn wenn Familie XYZ erneut kommt, gibt es auch wieder Geld. So zumindest die Denkweise einiger Angestellter.

Fest ins Budget eingeplante finanzielle Beiträge von Touristen sind aber nie wirklich gut. Denn wenn sie einmal ausbleiben, hat die betroffene Familie erst recht ein Problem. Und: Gerade in südlichen Ländern findet die Unterstützung bei Engpässen meist innerhalb der Familie statt. Auch ohne deine Geldgeschenke wird jeder an deinem Urlaubsziel über die Runden kommen.

Betteln

Menschen, die um Almosen bitten hast du auf deinen Reisen vermutlich schon häufig gesehen. Es ist auch nichts dagegen einzuwenden, älteren Personen eine Kleinigkeit in die Hand zu drücken.

In jedem Fall Abstand nehmen solltest du jedoch davon, bettelnden Kindern Geld zu geben. Auch solltest du den Kleinen lieber nichts abkaufen. Denn diese Kids werden nicht zur Schule geschickt, um mit betteln das Familieneinkommen aufzubessern. Sie sollten aber nicht auf der Straße stehen, sondern lesen und schreiben lernen.

Schülerin in Indien schreibt an die Tafel

Natürlich wissen wir alle, dass das Schulwesen in einigen Ländern nicht wirklich toll aufgestellt ist. Doch selbst eine vergleichsweise geringe Grundbildung ist besser als gar keine. Wir können uns daran beteiligen, diesen Kreislauf zu unterbrechen. Dann wird es der nächsten Generation vermutlich schon ein wenig besser gehen.

Warum du nicht mit Trinkgeld geizen solltest

In etlichen afrikanischen und südamerikanischen Ländern wird häufig nur der absolute Mindestlohn gezahlt. Von umgerechnet 100 Euro, die Kellner*innen beispielsweise in Ägypten verdienen, kann man selbst als Einheimische*r kaum eine Familie ernähren. Ergo sind Tips hier unerlässlich und sehr begehrt.

Dementsprechend bemüht sind auch viele Angestellte der Tourismusbranche. Man sollte gute Leistungen, wie ein gepflegtes Zimmer oder aufmerksamen Tisch-Service also durchaus honorieren. Auch die Mitarbeitenden hinter den Kulissen, wie die Küchen-Crew oder die Gärtnerei-Abteilung freuen sich sehr über Anerkennung in finanzieller Form.

Silberfarbener Behälter für Trinkgeld

Selbst in den USA gehören Trinkgelder zum guten Ton und werden als fester Bestandteil des Gehalts betrachtet.

Tip-Kultur global betrachtet

Trinkgeld im Ausland ist so viel mehr als die Umrechnung von Währungen. Viele Länder und Kulturen haben ihre eigene, nuancierte Sichtweise auf diese manchmal heikle Angelegenheit. In einigen Ländern, wie Australien, ist Trinkgeld geben „keine übliche Transaktion“ so Reiseexperten.

Auch in China gibt es keine Trinkgeld-Kultur. Und in Japan ist Trinkgeld sogar regelrecht verpönt. In weiten Teilen Europas, in touristischen Gebieten Mexikos, in der Karibik und in Kanada werden Trinkgelder wie in den USA unter der gesamten Belegschaft verteilt.

In Mittel- und Südamerika wird das Hinterlassen von Kleingeld in der Landeswährung sehr geschätzt. Wenn du nach Afrika reist, musst du dich auf mehr Feinheiten einstellen. Hier macht es einen Unterschied, ob du auf Safari bist oder in einem Großstadt-Hotel übernachtest.

Trinkgeld-Guide

Selbst die erfahrensten Reisenden können feststellen, dass Trinkgeld auf Reisen eine äußerst komplexe und persönliche Sache sein kann. Schließlich wollen sich die meisten von uns bei den richtigen Leuten für den tollen Service bedanken. Also, wer verdient ein Trinkgeld – und wie viel solltest du geben?

All-Inclusive-Urlaub

Wenn du in einem All-Inclusive-Resort übernachtest, sind die gesetzlichen Servicegebühren in aller Regel bereits in der Rechnung enthalten. Prüfe diesbezüglich einfach sorgfältig deine Reiseunterlagen oder erkundige dich beim Einchecken an der Rezeption oder der Reiseleitung.

Die meisten luxuriösen All-inclusive-Resorts, wie z.B. sechs-Sterne-Anlagen in der Karibik, beinhalten bereits Trinkgelder. In weniger hochpreisigen Hotels kannst du dich einfach nach den folgenden Skalen richten. 

  • 1€ pro Koffer für den Bellboy
  • 2-5€ pro Tag für das Housekeeping (wird jeden Tag hinterlassen)
  • 2-5€ pro Tag für das Servicepersonal (wird jeden Tag gegeben)
  • nichts extra für den Zimmerservice (ist in der Rechnung enthalten)
  • 5-50€ für Concierges, abhängig von der Schwierigkeit der Aufgabe
  • jeweils 10-20€ für Rezeption und Guest Relation (je nach Zusatzleistungen)
  • auf All-Inclusive-Safaris oder -Touren solltest du unbedingt auch deinen Reiseleitern Trinkgeld geben

Kreuzfahrten

Ob sie nun Service- oder Trinkgeld-Gebühren genannt werden, viele Kreuzfahrtgesellschaften berechnen ihren Passagieren automatisch eine Gebühr. Manchmal sind das bis zu 25€ pro Person und Tag. Dieser Betrag soll das Trinkgeld in bar ersetzen.

Frühstückstisch auf dem Balkon eines Kreuzfahrtschiffs

Die Kreuzfahrtgesellschaften geben an, dass die Servicegebühren unter allen sichtbar und unsichtbar mitarbeitenden Besatzungsmitgliedern verteilt werden. Du kannst diesen obligatorischen Betrag wahlweise im Voraus oder mit der Rechnung an Bord bezahlen. Cruises auf denen nicht automatisch Tips berechnet werden sind eher selten.

Wenn du auch hier Trinkgeld für besonderen Service geben möchtest, bring einfach entsprechend viel Bargeld mit an Bord. Du kannst es natürlich auch von deiner Karte abbuchen lassen. Vermutlich gibt es aber auch eine Trinkgeld-Box an der Rezeption.

Außerhalb der Hotelanlage

Vermutlich gehst du auch im All-Inclusive-Urlaub gerne mal auf Entdeckungstour in die Innenstadt.

Ein kleiner Einkaufsbummel oder ein Restaurantbesuch mit lokalen Delikatessen gehört bei vielen Urlaubern fest zum Programm. Wer sich hier im Taxi oder Tuk-Tuk fortbewegt, darf den Fahrpreis am Zielort ruhig ein wenig aufrunden. Das machen wir schließlich zu Hause auch. Service-Mitarbeitende in Cafés, Bars und Restaurants nehmen ein anerkennendes Trinkgeld meist ebenfalls gerne an.

Kellner mit gefülltem Tablett auf der Schulter

Individualreisen

Wer gerne auf eigene Faust fremde Kulturen erkundet braucht meist auch einen etwas größeren Trinkgeld-Beutel. Ist ja auch logisch, da hier kaum Servicegebühren vorab berechnet werden (können). Je nachdem, wo du unterwegs bist, wirst du vielleicht sogar schon für eine Auskunft nach Tips gefragt.

Daher ist es ratsam viele kleine Scheine in der lokalen Währung oder gar kleine besten Dollarnoten dabei zu haben. Denn Münzen können von den Einheimischen meist nirgendwo eingetauscht werden. Allerdings muss auch auf selbst organisierten Reisen nicht alles und jedes mit Geld honoriert werden. Ein freundlicher Umgangston und ein netter Dank reichen oft aus.

Alternativen zu Geldgeschenken

Gerade wiederkehrende Urlauber bringen „ihrem” Stammpersonal gerne etwas aus Deutschland mit. Hier sind zum Beispiel Kinderkleidung und Kosmetikprodukte äußerst beliebt. Auch Süßigkeiten kommen eigentlich immer und überall gut an. Wenn du deinen Lieblingsmenschen vor Ort eine Freude machen möchtest, eignen sich beispielsweise personalisierte Geschenke oder ein ausrangiertes Handy. Kinder freuen sich über Farben und Buntstifte.

Zwei Kinder packen Karton mit Straßenkreide aus

Sehr hochpreisige Dinge solltest du allerdings lieber nicht mitbringen. Und zwar aus dem gleichen Grund, wie große Geldbeträge nicht sinnvoll sein. Außerdem zahlt man bei der Einreise in viele Länder auf neue elektronische Geräte und Marken-Parfums hohe Zölle.

Was ist nun zu viel und was zu wenig?

Im Laufe der Jahre haben wir uns ausführlich mit diesem Thema befasst. Fixe Beträge zu nennen wäre einfach zu pauschal und würde viele Punkte nicht berücksichtigen.

Hast du das Housekeeping für die Dauer deiner Reise dankend abgelehnt? Oder wurde dein Zimmer bei einer spontanen Party leicht verwüstet? In solchen Fällen hast du bei der Putzkolonne etwas gut zu machen und darfst tiefer in die Tasche greifen.

Auch die anhaltende Coronavirus-Pandemie hat die Situation deutlich verändert. Die Zimmerreinigung und das Herrichten des Speisesaals beinhalten zur Zeit zum Beispiel viel umfangreichere Reinigungsprogramme. Momentan sollte man also ruhig etwas mehr Trinkgeld geben. 

Wir haben diesen ultimativen Leitfaden für Trinkgeld auf Reisen zusammengestellt, um dir wertvolle Anhaltspunkte zu geben. Wenn du dir nicht sicher bist, was üblich ist, frage ruhig nach.

Die Quintessenz aber lautet: sei im Allgemeinen weder zu großzügig noch zu sparsam. Oft ist die goldene Mitte der genau richtige Betrag. Frag dich am besten einfach selbst, wie viel Anerkennung die jeweiligen Leistungen deiner Meinung nach wert sind. Wenn du dementsprechend tippst, werden wohl die meisten Beschenkten happy sein. 

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