Ökologischer Fußabdruck von Pauschalreisen

Pauschalreisen sind in Deutschland seit Jahren ein Wachstumsmarkt, bei dem es bis zur Corona-Pandemie nur eine Richtung gab. Von sieben Prozent Zuwachs können andere Branchen nur träumen, aber Veranstalterreisen legten im Jahr 2018 so viel an Umsatz zu.

Der Tourismus im Allgemeinen und Kreuzfahrten im Besonderen haben sich bis zum Krisenjahr 2020 ebenfalls jedes Jahr gesteigert. Mehr als jede zweite Reise ist in Deutschland eine Pauschalreise.

Doch die Kritik am Massentourismus für den die Pauschalreisen stehen, nimmt ebenfalls jedes Jahr zu, weil er einen heftigen ökologischen Fußabdruck hinterlässt.

In diesem Artikel erklären wir zuerst die verwendeten Begriffe Pauschalreise und ökologischer Fußabdruck und zeigen die Zusammenhänge zwischen ihnen auf.

Was ist eine Pauschalreise?

Wenn mindestens zwei Reiseleistungen gemeinsam für eine Reise gebucht werden, handelt es sich um eine Pauschalreise.

Meistens werden Flug, Hotel und Transfer zusammen als Pauschalreise verkauft. Es gibt viele andere Kombinationen, z.B. Flug und Mietwagen oder Kreuzfahrt und Flug, usw., die alle als Pauschalreisen definiert werden.

Im Normalfall werden Pauschalreisen von Reiseveranstaltern angeboten und über Reisebüros oder Online-Plattformen vertrieben.

Was ist der ökologische Fußabdruck?

Der Begriff des ökologischen Fußabdrucks (engl. ecological footprint) taucht immer wieder auf, aber was bedeutet er genau? Er ist eine Maßeinheit, die den Verbrauch an natürlichen Ressourcen einer Person oder auch einer Gesellschaft zusammenfasst.

Die Einheit ist der globale Hektar (gha), es gibt sie seit 1994. In die Berechnung fließen u.a. der Bedarf an Nahrung, Infrastruktur und Fläche ein. Importe werden addiert und Exporte abgezogen, um den Gesamtverbrauch einer Nation zu bestimmen.

Die Summe der Fußabdrücke aller Länder wird dann mit der tatsächlich vorhandenen Fläche der Erde verglichen. Seit Jahren gibt es ein ökologisches Defizit. Das bedeutet, alle Länder zusammen verbrauchen mehr, als die Erde wieder regenerieren kann.

Dabei gibt es sehr große Unterschiede zwischen den Ländern, wobei die westliche Welt, insbesondere Nordamerika verschwenderischer lebt als Schwellen- und Entwicklungsländer.

Neben Fleischkonsum, Lebensmittelverschwendung und Mobilität im Alltag machen Reisen einen bedeutsamen Teil unseres ökologischen Fußabdruckes aus. In den anderen genannten Bereichen, insbesondere in der Viehwirtschaft, müssen separate Lösungen gefunden werden, um den Fußabdruck zu reduzieren.

Für den Tourismus ist klar, dass Flugreisen reduziert werden müssen und sich unser Reiseverhalten generell langfristig ändern muss.

Entwicklungen und Probleme im Pauschaltourismus

Das Angebot von Pauschalreisen entstand, um es den Reisenden so bequem und preisgünstig wie möglich zu machen. Der Preis der einzelnen Leistungen ist nicht erkenntlich, sondern nur der Gesamtbetrag. Durch solche Paket entstanden z.B. Charterflüge, die die Anreise zu beliebten Urlaubsorten erschwinglich machten.

Roter Koffer mit Vielzahl an Reiseaufklebern

Schon im Reisebüro bekommt man vor der Reise Kataloge, von denen meistens nur ein paar Seiten relevant für den eigenen Urlaub sind. Dafür wurden diese Kataloge gedruckt und wandern dann schnell wieder in den Müll, oft ohne wirklich angeschaut worden zu sein. Diese Ressourcenverschwendung zieht sich dann wie ein roter Faden durch manche Pauschalreisen.

Der Flug erzeugt viele Treibhausgase und im Hotel gibt es All-inklusive mit Einwegplastik. Bettlaken und Handtücher werden täglich gewaschen und die Klimaanlagen der Hotels fressen enorm viel Strom. All das ist heute leider immer noch zu oft Urlaubsalltag.

Preisentwicklung bei Reisen

Der Konkurrenzkampf zwischen den großen deutschen Reiseveranstaltern (z.B. TUI, Neckermann, etc.) erhöhte den Preisdruck auf solche Pauschalangebote. Die Eckpreise, mit denen Reisen beworben werden, erreichten ein extrem niedriges Niveau. Das können die Reiseveranstalter nur mit knallharten Verhandlungen mit den Hoteliers in den Zielgebieten erreichen.

Es werden manchmal sogar einige Reisepreise ohne Gewinnspanne kalkuliert, nur um Buchungen zu generieren. Bei solchen Lockangeboten wird dann an anderer Stelle (z.B. bei Ausflügen vor Ort) an den Kunden verdient.

Auch Hoteliers bieten ihre Zimmer nicht selten zum Selbstkostenpreis an, weil sie hoffen, zumindest vor Ort Geld von den Touristen einzunehmen, das ihnen Gewinn bringt.

Dieser Preiskampf ist nur möglich, wenn Verbraucher sich ausschließlich von den Preisen beeinflussen lassen. Hier kann die Trendwende weg vom Massentourismus und hin zu mehr Nachhaltigkeit ansetzen.

Auswirkungen des Massentourismus in den Zielgebieten

Viele Urlaubsorte, die seit Jahrzehnten große Mengen von Besucher*innen haben, leiden heute stark unter den Auswirkungen. Es wurden ökologische, ökonomische sowie soziokulturelle Schäden angerichtet.

Sinkendes Grundwasser im Mittelmeerraum, vernichtete Landschaften durch riesige Hotels und Probleme bei der Müllbeseitigung sind nur einige Beispiele. In vielen Skigebieten der Alpen sieht man im Sommer die Zerstörung der Berglandschaften durch die Skipisten deutlich.

Skiständer im Schnee vor blauem Himmel im Gegenlicht

Ungeklärte Abwasser, die ins Meer geleitet werden, verursachen jedes Jahr Algenteppiche auf dem Meer. Flora und Fauna werden an fast allen Orten mit Massentourismus beschädigt und verdrängt.

Die meisten Kreuzfahrtschiffe fahren mit Schweröl und verschmutzen die Atmosphäre an nur einem Tag mit mehr Schwefeldioxid als Millionen von Autos. Auch der Ausstoß von CO2, Stickoxiden und Feinstaub ist bei Kreuzfahrtschiffen exorbitant erhöht.

Schweröl ist hochgiftig und deshalb an Land verboten. Dazu kommen die problematischen Entsorgungen von Müll und Abwässern auf hoher See.

Die extreme Preispolitik der Reiseveranstalter begünstigt auch die großen Hotelketten mit Hunderten von Zimmern. Dadurch werden kleinere, inhabergeführte Hotels im Konkurrenzkampf benachteiligt und verschwinden teilweise für immer. Alteingesessene Hotelier-Familien verlieren ihre Lebensgrundlage, während die Megakonzerne immer weiter Zuwächse verzeichnen können.

Das Image der Traumreise

Vielen Verbraucher*innen ist nicht bewusst, dass ihr Verständnis der idealen Reise kein persönliches Empfinden ist, sondern ein Image, das die Werbung erschaffen hat. Wir wären sicher alle gerne frei von der Wirkung, die Werbung und auch die Gesellschaft auf uns haben.

In der Praxis ist es aber so, dass viele Begehrlichkeiten in uns erst durch äußere Einflüsse wie TV, Filme, Magazine etc. geweckt werden. Dort werden Fernreisen und Strandurlaube immer wieder als das Idealbild einer Traumreise dargestellt.

Familie posiert in einem Hotelresort auf den Malediven für die Kamera

Dazu kommt die Werbung der Reiseveranstalter, Hotelketten und Zielgebiete. Dies ist mittlerweile in der Gesellschaft so weit verbreitet, dass solche Reisen Bewunderung hervorrufen, während ein Wanderurlaub in Bayern oft eher belächelt wird.

Und das, obwohl seit Jahren wissenschaftlich belegt ist, wie schädlich z.B. Kreuzfahrtschiffe und Flugzeuge für die Umwelt sind. Urlaub soll in erster Linie der Erholung dienen. Wenn dieser Zweck im Urlaub erfüllt wurde, sollte es zweitrangig sein, wo er verbracht wurde.

Qualität statt Quantität

Manchmal wird polemisch argumentiert, dass, wenn niemand mehr in den Urlaub fliegt, die Armut in den Zielländern größer wird, weil viele Menschen ihre Arbeit verlieren.

Das langfristige Ziel ist sicher nicht die Abschaffung des Tourismus. Dazu sind wirklich zu viele Länder von den Einnahmen abhängig und dazu ist Reisen ein zu wichtiger Faktor in unserem Leben. Es geht vielmehr darum, den Massentourismus, der sich erst in den letzten Jahrzehnten so extrem entwickelt hat, wieder etwas zu bremsen.

Es geht darum, anders zu reisen und nicht darum, gar nicht mehr zu reisen. Lieber einmal im Jahr länger und intensiver reisen als mehrmals kurz und oberflächlich.

Frau hält FFF Plakat hoch

Dazu zählt auch ein Umdenken, Reisen nicht mehr als Statussymbol zu sehen. Die weitere Entfernung des Reisezieles sagt nicht automatisch etwas über die höhere Qualität der Reise aus.

Es gibt sehr viele schöne Reiseziele in Deutschland und seinen Nachbarländern, die Tourist*innen aus aller Welt anlocken. Eine kürzere Anreise ist ein echter Mehrwert für die Reise, nicht nur aus ökologischer Sicht. Dies muss mehr ins Bewusstsein der Verbraucher*innen rücken.

Nachhaltige Alternativen zu Pauschalreisen

Es gibt bereits einige mittelständische Reiseveranstalter, die sich auf fairen Tourismus spezialisiert haben. Sie haben viele tolle Reisen im Angebot, die nicht unbedingt viel teurer sind als herkömmliche Pauschalreisen.

Ressourcenschonung spart einiges an Kosten. Die Angebote für nachhaltige Reisen sind aber bisher Nischenangebote, die man gezielt suchen muss, um sie zu finden. Einige Veranstalter haben sich zu dem Forum Anders Reisen zusammengetan und eine Selbstverpflichtung für Nachhaltigkeit unterschrieben.

Darin geht es um alle Aspekte der Reise, von der Beratung ohne unnötige Printkataloge bis hin zur Unterbringung in kleineren lokalen Hotels. Besonders viel Wert wird auf den Umgang mit der Bevölkerung am Zielort gelegt.

Folgende Reiseformen sind umweltschonende Alternativen zu Pauschalreisen:

Es ist aber nicht nur die Art der Reise, die dein Reiseverhalten nachhaltig machen kann. Es gibt Möglichkeiten, durch ein generelles Umdenken umweltverträglicher zu handeln.

Dazu gehört vor allem das Verhältnis von Entfernung und Reisedauer, welches in jedem Fall proportional sein sollte. Das heißt konkret, je weiter entfernt das Reiseziel liegt, desto länger sollte deine Reise dauern.

Ein Shopping-Wochenende in New York ist also nicht empfehlenswert, auch wenn es auf den ersten Blick cool erscheint. Auf den zweiten Blick ist der ökologische Fußabdruck einer solchen Reise einfach unverhältnismäßig.

Ziehe doch auf der Landkarte mal einen 500km Radius um deinen Wohnort und du wirst überrascht sein, was für tolle Ziele du ohne Flug erreichen kannst. Erweitere den Radius auf 800km oder 1.000km: Du wirst mit Sicherheit ein passendes Reiseziel finden, dass du mit dem Auto oder mit der Bahn schnell erreichen kannst.

Europaausschnitt auf beleuchtetem Globus

Egal ob Berge, Meer, Wald oder Weltmetropolen, Mitteleuropa bietet für jeden Anspruch etwas. Fernreisen über 1.000km solltest du seltener machen, höchstens einmal pro Jahr.

Fazit

Die Entwicklungen im Tourismus der letzten Jahrzehnte waren geprägt von einem enormen Zuwachs mit jährlichen Rekorden. Es kann so nicht auf Dauer weitergehen. Endloses Wachstum führt früher oder später zu einem Kollaps. Zuerst muss das Wachstum gestoppt werden und dann erst können die Zahlen zum Sinken gebracht werden.

Dazu ist eine Trendwende nötig. In der freien Marktwirtschaft bestimmt die Nachfrage das Angebot und nur an diesem Punkt kann die Veränderung erfolgen, wenn sie nicht politisch vorgeschrieben wird. Solange es eine große Nachfrage für Billigflugreisen gibt, werden sich die Anbieter von Pauschalreisen weiterhin gegenseitig mit Preisen unterbieten.

Eine nachhaltige Reise ist wie ein Gourmetgericht im Vergleich zu Fast Food, das wie eine Pauschalreise ist. Du kannst einen grünen Urlaub mit allen Sinnen und ruhigem Gewissen ausgiebig genießen. Der Erhalt der Natur an deinem Zielort für nachfolgende Generationen ist dann ein willkommener Nebeneffekt bei deinem nachhaltigen Urlaub.

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